Sonntag, 6. November 2011

Rezension: Totentöchter - Die dritte Generation (Lauren DeStefano)

Offizielle Kurzinfo:

Die 16-jährige Rhine lebt in einer Welt, die nahe am Abgrund steht. Aufgrund eines missratenen Genexperiments leben Männer nur bis zum fünfundzwanzigsten, Frauen nur bis zum zwanzigsten Lebensjahr, bevor ein tödliches Virus zuschlägt. Täglich kidnappen „Sammler“ junge Mädchen und verkaufen sie an reiche junge Männer, damit diese möglichst schnell Nachkommen zeugen. Auch Rhine wird entführt und mit dem jungen Linden in eine polygame Ehe gezwungen. Rhine präsentiert sich eine glitzernde Welt voller Luxus und Reichtum – eine Welt ohne Freiheit. Um Ihre Flucht in die Tat umzusetzen, beschließt Rhine, sich nach außen hin zu fügen und Lindens Vertrauen zu erlangen. Doch Rhines wahrer Gegner ist Lindens Vater Vaughn: ein exzentrischer Arzt, besessen von seiner Suche nach einem Gegenmittel für das tödliche Virus. Zögernd vertraut sich Rhine schließlich dem Diener Gabriel an, der für sie bald mehr wird als nur ein Verbündeter...

Gebundene Ausgabe
erschienen im cbt Verlag
Preis: 16,99€

Willkommen in der Zukunft – die könnte allerdings wahrlich besser aussehen....
Ein tödlicher Virus, der Männer nach Vollendung ihres 25. und Frauen nach ihrem 20.Lebensjahr tötet... Einige „Erstgenerationer“ leben noch und können ungehindert altern, doch die dritte Generation kann die Tage bis zu ihrem Tod regelrecht abzählen.

Die Welt teilt sich in zwei Lager: Die Forscher, die den schier aussichtslosen Kampf auf sich genommen haben, ein Mittel gegen das Virus zu entwickeln, um die Menschheit vor dem Aussterben zu bewahren. Auf der anderen Seite die Naturalisten, die der Meinung sind, dass das Zeitalter der Menschen vorbei ist und die sich mit den Umständen abgefunden haben. Und irgendwo dazwischen ist Rhine, 16 Jahre alt, die noch 4 Jahre zu leben hat. Sie wird entführt, mit vielen andere Mädchen in einen Transporter verfrachtet und wird zu dem herrschaftlichen Anwesen der Ashby´s verfrachtet, weit weg von ihrer Heimat.

Diese Art der Entführung ist in Rhine´s Welt Alltag. Junge Frauen werden auf nächtlichen Straßen überwältigt und gefangen genommen - und nun hat es auch sie erwischt. Sie findet sich auf einem abgeschotteten Anwesen einer reichen Familie wieder. Sie wird gezwungen, den Sohn des Hausprinzipals Vaughn zu heiraten, Hauswalter Linden. Sie hat ihn nie zuvor gesehen und wird gemeinsam mit 2 anderen Mädchen seine Ehefrau. Ziel der polygamen Ehen: Zeugung so vieler Kinder wie möglich, mit denen man experimentieren kann und zur Verhinderung des Aussterbens der Menschheit.

Die junge und naive Cecily, die sich nichts sehnlicher wünschte, als die Rolle einer richtigen Frau einzunehmen. Babys, Ehefrau, Luxus. Im krassen Gegensatz die schwer einzuschätzende Jenna, die sich wohl mit der Tatsache abfindet, ein Leben in Gefangenschaft führen zu müssen. Und Rhine, die gegen diesen Luxuskäfig ankämpft, die hinaus will aus diesem Haus, das sie nicht alleine verlassen darf, hinaus aus dieser vorgegaukelten Seifenblase. Doch sie merkt schnell, dass das nicht so leicht ist, wie sie anfangs dachte. Also beschließt sie, sich mit ihrem Ehemann Linden gut zu stellen, um mehr Freiheiten zu erlangen um eines Tages fliehen zu können. Der junge Hausdiener Gabriel wird ihr Vertrauter – und gemeinsam wollen die beiden ausbrechen, zurück in die wahre Welt, fern von Illusionen und Gefangenschaft....

Dieser Roman zählt zu den Dystopien, die ja zur Zeit massenweise kursieren. Doch die Idee dahinter ist neu. Ich konnte kaum Ähnlichkeiten zu anderen Büchern entdecken, was mich wirklich positiv überrascht hat. Man hat zur Zeit wirklich das Gefühl, immer und immer wieder dieselbe Geschichte zu lesen, nur mit anderen Namen und Standorten. Doch dieses Buch ist einzigartig: Die Welt, die Lauren DeStefano geschaffen hat, vereint Elemente der Vergangenheit, wie z.B. der alte, herrschaftliche Landsitz mit Hausdienern und für jedes Mädchen einzeln zugeteilte Dienerinnen, die sie schminken, baden, zurecht machen und verwöhnen, mit futuristischen Elementen. Der Virus, der die Menschheit dahin rafft, die durch Chemikalien zerstörte Welt, die Zeit nach dem Dritten Weltkrieg. Man betrachte sich nur mal das Cover, mit dem Kleid des Mädchens. Ich musste dabei sofort an eine rauschende Ballnacht früherer Zeiten denken. Man könnte meinen, dass sich diese Mischung nicht gut verträgt – doch im Gegenteil, man kann es sich sehr gut vorstellen. Noch heute habe ich die Bilder im Kopf, die beim Lesen entstanden sind. Die traumhaften Gärten, teils geziert von echten Pflanzen und teils nachgebildet durch echt wirkende Hologramme, die in der Luft schimmern. Die Umgebung wird nicht über Seiten hinweg beschrieben, sondern gerade so viel, dass man der Fantasie freien Lauf lassen kann. Denn mal ehrlich, langgezogene Beschreibungen lassen einem da wenig Spielraum. Ein großer Pluspunkt :-)

Nun ein paar nähere Informationen zu den Figuren.

Rhine´s „Schwesterfrauen“ Cecily und Jenna sind sehr facettenreiche Charaktere. Kaum hat man sie in eine Schublade gesteckt, stoßen sie sie auch schon wieder auf und überraschen einen mit interessanten neuen Eigenschaften. Cecily nervt einen ziemlich mit ihrer naiven, teenielastigen Art, wohingegen man von der ruhigen, in sich gekehrten Jenna gerne mehr erfahren würde. Nach und nach entwickelt sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen den sich fremden Mädchen, wenn auch auf ganz unterschiedlichen Begebenheiten. Während Cecily für Rhine eine Art kleine Schwester darstellt, wird Jenna ihre Vertraute. Dies führt mich auch direkt zu einem Zitat, das die drei Mädchen sehr gut beschreibt:

Einen Ehemann mit zwei anderen Frauen zu teilen, ist nicht schwierig; mit Linden verheiratet zu sein, bedeutet für jede von uns etwas anderes. Für Jenna ist Lindens herrschaftliches Haus nichts weiter als ein luxuriöser Ort zum Sterben. Für Cecily ist ihre Ehe eine Art Partnerschaft, die aus „Ich liebe dichs“ und Kindern besteht. Für mich ist sie eine Lüge.

Nun zu Linden. Er ist ein schwächlich wirkender junger Mann, der, wie Rhine, noch 4 Jahre zu leben hat. Seine Frau Rose liegt im Sterben, aus diesem Grund sorgt sein Vater für Nachschub in Form von Rhine, Jenna und Cecily. Doch die Liebe zwischen Linden und seiner sterbenden Frau ist echt – eine Seltenheit in dieser verrückten Welt. Nach ihrem Tod widmet er sich langsam seinen drei neuen Ehefrauen und wird von einem trauernden Häufchen Elend zu einer interessanteren Figur. Er wirkt auf den Leser nicht böse, keineswegs. Er ist in diese Luxuswelt geboren wurden und weiß nicht, unter welchen Umständen die Mädchen in sein Haus fanden. Er ist ein bisschen naiv, was ihn sympathisch macht. Im krassen Gegensatz zu ihm lernen wir seinen Vater kennen – Arzt und Hausprinzipal Vaughn, eine einschüchternde und mysteriös wirkende Figur. Was genau treibt er da in seinem Keller? Wie skrupellos geht er vor, um seinem Ziel zur Herstellung eines Gegenmittels zu erreichen? Welche Grenzen überschreitet er, welche lässt er unangetastet? Man erfährt wenig über seine Machenschaften, doch die kleinen Andeutungen lassen einem die Haare zu Berge stehen. Auch Rhine ist er nicht geheuer und ihre Angst vor ihm überträgt sich direkt auf den Leser.

Rhine selbst ist ein überaus authentisches Mädchen. Ihre Gefühle sind nachvollziehbar, sie geht in keine Extremen, sie ist ein realistisch gezeichnetes Mädchen. Das macht auch die Tatsache einigermaßen ertragbar, dass es in diesem Buch kaum Dialoge gibt. Rhines Gedankenwelt ist so spannend, dass es einem gar nicht richtig auffällt. An manchen Stellen hätte ich mir durchaus mehr Konversation gewünscht, da Dialoge Bücher lebendiger machen. Doch ich kam trotz allem sehr gut mit dem Schreibstil zurecht.

Die zarte Annäherung zwischen Rhine und dem Hausdiener Gabriel finde ich sehr gelungen. Viel zu oft liest man über Jugendliche, die sich sehen und sich auf der Stelle gegenseitig verfallen sind. Doch bei diesen beiden nimmt alles einen realistischeren Lauf. Gabriel, der die Welt außerhalb des Anwesens kaum noch kennt, lässt sich von Rhine´s Fluchtgedanken anstecken und beide beginnen einen Fluchtplan zu entwickeln...
Wird es ihnen gelingen?

Das müsst ihr selbst herausfinden. Dieses Buch ist wirklich lesenswert, auch wenn ich es nicht als mein Lieblingsbuch bezeichnen würde. Ich brauchte eine Weile, in die Geschichte zu finden, doch so geht es mir sehr oft, daher kann ich das nicht als negativ bewerten. Ich gebe diesem Buch vier von fünf Sternen und freue mich sehr auf die Fortsetzung der Trilogie :-)  

3 Kommentare:

  1. Du ich hab da was für dich :)

    http://my-books-movies-thoughts.blogspot.com/2011/11/award-2-und-3.html

    Und: ich bin auch wieder im Twlight Fieber ;) Schau mir grad auch den ersten an :D

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  2. Tolle Rezension! Ich möchte das Buch auch noch lesen, liegt schon auf meinem SuB :) Ich hab vorher nicht gesehen, dass du ihn schon bekommen hast, aber ich hab auch einen Award für dich: http://un-bon-livre.blogspot.com/2011/11/award-nummer-2.html

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  3. Red Riding Hood ist echt guut :) Hab den Film gesehen daher wollte ich das Buch dann auch lesen. habs aber noch nicht auf der SuB leider. Kannst dich schon auf dem Film freuen ;)

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